Tourtagebuch Tag 9 – Bis Tokat und nicht weiter

Um halb Acht geht der Wecker. Auf dem Platz des Fahrercamps in Çorum herrscht bereits rege Betriebsamkeit. Team 36 und Team 31 spannen zusammen für ein gemeinsames Frühstück: Während Maren leckere Röllchen kredenzt, kümmert sich Steven um das Kaffeewasser.

Kurz nach Neun brechen wir auf zur City Rallye. Zu unseren Aufgaben gehört das Aufspüren einer Kichererbsenrösterei, das Abfotografieren eines Turms an einem Kreisel sowie der Moschee und des örtlichen Museums. Im Museum finden wir schliesslich auch die sterblichen Überreste einer Prinzessin und erfüllen brav unseren Fototermin.
Auch Tim kriegt sein persönliches Foto-Shooting bei der grossen Modellburg vor dem Museum.

Nach der ganzen Hetzerei finden wir uns zusammen mit Team „No Worries“ in einem Strassenkaffee namens „pastalia“ ein. Hier gibt’s neben Kaffee und Çay auch ein leckeres Mittagessen. Das Personal des Lokals ist von uns so begeistert, dass sie uns gar nicht gehen lassen wollen. Bevor wir weiterziehen kommen wir vor dem Lokal zu einem Foto-Shooting zusammen.

Leider müssen wir weiter, denn in Kürze fällt der Startschuss beim Fahrerlager für die zweite Etappe der Chinesenrallye. Als wir dort eintreffen, stehen die anderen Teams schon bereit. Wir reihen uns zwischen den anderen wartenden Teams ein. Während Gianpaolo mit seinen Kameras beim Starttor wartet, kommt bei den Fahrern Ungeduld auf. Die Motoren brüllen auf, Sirenen schwellen an, Hupen tröten, lautes Rufen und Johlen und dann geht’s endlich los: Die Autos rauschen vorbei an der Menschenmenge, vorbei an der flankierenden Polizei, scharf rechts um die Kreuzung.

Zuerst führen uns die Hinweise im Roadbook quer durch die Innenstadt, einmal rauf, einmal runter. Die Polizei weist den Weg, raus aus der Stadt, hoch in das hügelige Umland. Über schmale Strassen und schlecht ausgebaute Feldwege führt uns die Rallye durch abgelegene Dörfer und eine wunderbar schöne Landschaft. Zwischendurch peitscht der Regen gegen die Autos und sorgt dafür, dass sich der aufgewirbelte Staub auf den Karossen festsetzt.

Gegen 14:30 Uhr treffen wir in Ortaköy ein, einem Dorf welches sichtlich stolz ist auf seine in der Nähe gelegene Augrabungsstätte Šapinuwa, eine hethitische Residenzstadt im nördlichen Anatolien und die damit verbundene Geschichte. In Ortaköy erwartet uns ein freundlicher Empfang, ausgerichtet von den Dorfbewohnern. Der Bürgermeister und der Bezirksgouverneur heissen uns in einer Rede herzlich willkommen. Während man uns leckere Speisen kredenzt, tanzt im Hintergrund eine Folkloregruppe zu volkstümlichen Klängen.
Im Kaffeehaus gleich neben dem Dorfplatz nehmen wir noch Tee zu uns und verspeisen eine leckere Torte, welchen Maren anlässlich des Doppelgeburtstages von Uli und Floh von Team 31 am Morgen gekauft und den Camel Raiders zum Transport übergeben hatte.
Sogar der Bürgermeister und der Gouverneur schauen kurz rein und gratulieren den beiden Geburtstagskindern. Wir sind schwer beeindruckt von der Herzlichkeit der Menschen hier. Bevor wir weiterfahren, verteilen wir noch Plüschtiere und Playmobil an ein paar Kinder.

Etwas später kommen wir in einem anderen Dorf durch, wo ebenfalls eine Festivität stattfindet. Wir halten und mischen uns unters Volk. Auch hier wird zu volkstümlichen Klängen getanzt, sogar Emanuel lässt sich von der Stimmung mitreissen und dreht sich mit im Kreis so dass wir uns verwundert die Augen reiben 😉

Wir fahren weiter und treffen am frühen Abend in Zile ein. In Zile machen wir einen kurzen Besuch auf der Burg, welche auf einem Hügel ob der Stadt tront. Dort machen wir, auch wie im Roadmap aufgetragen, ein Foto vom Panorama. Zile ist übrigens Ursprung des berühmten Ausspruchs „Vene vidi vici“ (Ich kam, sah, sagte) von Julius Caesar, der hier den König Pharnakes II im Jahr 47 v. Chr. in einer denkwürdigen und nur vier Stunden andauernden Schlacht besiegte.

In Zile geschah denn auch noch etwas anderes denkwürdiges: Wir begeben einem einsamen Berner mit seinem Motorrad. Aufgefallen sind wir uns nur wegen den Nummernschildern, er ist mit seiner BE-Plaquette unterwegs während unsere Fahrzeug von ZH- und AG-Schildern verziert werden. Wir kommen ins Gespräch und erzählen von unserer Mission, dann trennen sich unsere Wege wieder.

Als wir uns gegen 21:00 Uhr kurz vor Tokat befinden, kommt die Hiobsbotschaft von Team-Fahrzeug „Henry“ über Funk: Die Temperaturanzeige sei förmlich nach oben geschossen.
Wir legen bei der nächstbesten Tankstelle einen notfallmässigen Stop ein um uns die Sache zu begutachten. Da wir keine Ahnung haben, fällt unsere Diagnose eher oberflächlich aus: Da ist was nicht in Ordnung. Und warum klackert der Motor so?
Ein anderes Team, welches extra wegen uns angehalten hat, ist ebenso ratlos. Während wir uns in Ratlosigkeit üben, serviert uns der Tankwart einen Çay. Kurze Zeit später bedeutet er uns mit Händen und Füssen, dass wir ihm nachfahren sollen. Wir folgen ihm in eine Garage nur wenige hundert Meter weiter, wo man uns mit grossen Augen empfängt.
Ein anderes AOR-Team, die „Knubels“ mit der Nummer 46, befindet sich mit einem gigantischen Ford-Geländewagen auch vor Ort, Diagnose Getriebeschaden. Na denn, Prost Mahlzeit!
Frederick, selbst ein „Autoschrauber“, sieht nur kurz auf und meint zu unserem Audi A4 bloss: Wasserpumpe im Eimer. Prost Mahlzeit!

Heute geht definitiv nichts mehr, morgen schauen wir weiter. Erstmal suchen wir uns im Ort eine Unterkunft, fündig werden wir im Hotel Burcu.

Gefahrene Tageskilometer: 165. Geschrottete Fahrzeuge: 1.

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