21 Tage ist es her seit unserem Aufbruch von Oberstaufen. 21 Tage voller Abenteuer und tollen Erlebnissen, von denen wir noch lange erzählen werden.
Und heute schliesslich geht’s zurück nach Hause. Ein letztes Mal berichten wir von unseren Erlebnissen.
Ich erinnere mich noch, dass zu Beginn der Rallye ein namentlich nicht genannt werden wollender Kollege aus unserem Team gesagt hat: „Wozu schreibt ihr eigentlich den ganzen Kram auf. Das liest doch eh keiner. Das lohnt sich doch nicht.“
Stimmt, der Aufwand ist immens. Und wir haben’s fast nie geschaft, die Berichte zeitnah zu verfassen. Selbst dieser Beitrag wird fast eine Woche zu spät, nach dem wir bereits wieder zu Hause sind, verfasst.
Die sehr positiven Rückmeldungen zeigten aber auch, dass ganz viele Leute ihren Spass daran hatten, auf diese Weise unseren Erlebnissen folgen zu können.
Und so haue ich ein letztes Mal in die Tasten um unseren letzten Tag Revue passieren zu lassen.
Für einmal haben wir es an diesem Tag sogar geschafft, dass alle pünktlich reisefertig waren. Sonst war es während der Reise ja eher so, dass wir tendentiel immer eine Stunde zu spät aufgebrochen sind. Doch heute gilt das nicht. Um Sieben ist Abfahrt. Nach orientalischer Zeit bedeutet das: 07:26 und 43 Sekunden.
Im Konvoi mit dabei sind nur „Indy“ und „Shorty“, unser „Schrotty“ bleibt auf dem Parkplatz zurück. Er wird, wie einige andere Fahrzeuge auch, später gesondert abgeschleppt. Wir zittern innerlich ein wenig und hoffen, dass unsere beiden verbliebenen Autos noch bis zum Abgabeplatz durchhalten. Nicht auszudenken was passiert, wenn wir heute noch eine Panne einfahren würden …
Eine Panne sollte es dann zum Glück nicht werden, aber die sprichwörtliche Dummheit bei der Überinterpretation der Routenanweisung. Das kann ja bloss Informatikern passieren! Die Information lautete nämlich wie folgt:
„Etwa zwei Kilometer vor dem Abzweiger zum Flughafen befindet sich der Parkplatz, wo man die Rallye-Autos abgibt und mit Bussen zum Flughafen gebracht wird.“
Gut, jeder normale Mensch interpretiert dies als „wir fahren zum Flughafen, und zwei Kilometer vorher ist dann dieser Parkplatz“. Man kann dies aber auch wörtlich interpretieren als „zwei Kilometer vor dem Abzweiger zum Flughafen, auf der Schnellstrasse in Amman, befindet sich sich dieser Parkplatz.“ Blödsinn. Dort befindet sich gar nichts, da steht nur ein doofer Berg! Nach einer Ehrenrunde und einigen genervten Sprüchen kommen wir schliesslich doch noch am richtigen Ort an. Und einmal mehr bestätigt sich: Selbst am letzten Tag sind wir einmal mehr das Letzte und die Letzten.
Immerhin, wir haben’s ohne Panne geschafft bis hierher zu kommen. „Keine einzige Panne!“ brüllt Gianpaolo, der kurzerhand auf „Indy“ hochgeklettert ist, quer über den Platz. Den obligaten Tritt in „Henrys“ Kotflüggel – die Karre hat uns ja auch zweimal so richtig Ärger beschert – darf auch nicht fehlen.
Mit den bereitstehenden Bussen, derer es – wie nicht anders zu erwarten – zu wenige gab, was sich auch im nicht vorhandenen Stauraum für das Gepäck zeitigte, ging es weiter an den Flughafen.
Unsere Angst, dass wir beim Check-In Übergewicht für unser Gepäck zahlen müssten, hat sich als unbegründet herausgestellt. Schade eigentlich, wo sich Emanuel doch mit dem vielen Geld so hervorgetan hatten …
So begaben wir uns in der Folge zur Passkontrolle. Natürlich nicht, ohne unseren Freund Fran nochmal extra darauf hinzuweisen, dass er sich bitte unauffällig verhalten sollte. Doch es kam, wie es kommen musste. Fran darf sein Handgepäck inspizieren lassen. Es scheint allerdings diesmal keine mehrstündige Befragung zu geben. Demonstativ schreitet der Zollbeamte jedoch zum nächsten Abfalleimer und entsorgt dort eine Steckerleiste! Eine Steckerleiste!? Moment mal …!?
Seine Begründung: Man könnte damit jemanden strangulieren.
Na klar doch, diese Steckerleisten entwickeln natürlich auch ein Eigenleben und wickeln sich völlig angriffslustig um jeden Hals, den sie grade kriegen können.
Zum Glück hat der Beamte nicht in Gianpaolos Tasche gesehen, da wäre ihm sonst glatt übel geworden bei allen, sich wild und unkontrolliert wuselnden Kabeln, die nur darauf warteten jemanden an die Kehle zu springen 😉
Nachdem diese Hürde geschafft war, genehmigten wir uns erst noch einen kleinen Imbiss. Kurz nach 11:00 Uhr war es dann soweit: Boarding.
Wir besteigen den Flieger und suchen unsere Plätze. Der rund fünfstündige Flug verging – im wahrsten Sinne des Wortes – wie im Flug. Kein Wunder, schliesslich fielen auch allen die Augen zu, kaum dass sie Platz genommen hatten.
Kurz nach 15:00 Uhr sind wir schliesslich in Zürich gelandet. Die Einreise in die Schweiz verlief unspektakulär und problemlos, auch wenn wir uns einen an Fran gerichteten Kommentar einmal mehr nicht verkneifen konnten.
Endlich war es soweit: Nach drei langen Wochen konnten wir unsere Liebsten endlich wieder in die Arme schliessen. Nach einer herzlichen Verabschiedung trennten sich die Wege der sechs Raiders.
Hinter uns liegt ein grosses Abenteuer, mit vielen Erlebnissen und Eindrücken, jeder Menge neuen Erfahrungen und spannenden Geschichten.
Und wer weiss, vielleicht heisst es irgendwann einmal: „The Return of the Raiders of the Lost Camel“.
Ach ja, nur fürs Protokoll, für ein anderes Mal: Keine amerikanischen Autos und erst recht keine tiefergelegten Autos. Einen Mechaniker dabei zu haben, wäre auch nicht schlecht. Und bitte, bitte, bitte, genug zu Essen: „Lebensmittel für 2 Tage in der Wüste“ heisst „Lebensmittel für 2 ganze Tage in der Wüste“ und nicht „Lebensmittel für zweimal Abendessen“, gell Reto 😉
In diesem Sinne verabschieden sich von Euch Eure „Raiders of the Lost Camel“: Steven, Gianpaolo, Reto, Jens, Emanuel und Fran.