Tourtagebuch Tag 15 – Verschiffung in Iskenderun

Kein Wasser. Kein Wasser! Kein Wasser!? KEIN WASSER!!! Pauschaltouristen, hat hier jemand „kein Wasser“ gesagt?
Morgen um halb Acht: Kein Wasser in der Dusche, kein Wasser im Klo, kein Wasser nirgendwo. Und das in einem Hotel. Wo gibt’s denn sowas? 😉

Offenbar sind nach dem Stromausfall vergagenen Nacht auch die Wasserpumpen ausgefallen, es spotzt und blubbert bloss. Aber keine Sorge, denn als Pauschaltouristen sind wir ja „Allianz-versichert“ 😉
Nur kümmert die das wohl nicht gross und so schreitet Reto selbst zur Tat bzw. in diesem Fall zur Reception, um den Fall zu klären. Zwar kriegt er auf seine Frage nach „Su“ (Anmerkung der Redaktion: „Wasser“ auf türkisch) erstmal eine Flasche Wasser in die Hand gedrückt. Das verdutzte Gesicht von Reto hätten wir anderen in dem Moment gerne gesehen. Das Misverständnis wird schliesslich geklärt und 15 Minuten später haben wir doch tatsächlich wieder fliessendes Wasser.

Ihr werdet es wohl schon erraten haben: Zuerst gibt’s mal ein ordentliches Frühstück. Danach haben wir unsere Autos umgeladen und dabei so einiges an Abfall entsorgt. Kaum zu Glauben wieviel Müll sich in 16 Tagen so ansammelt, dabei haben wir wirklich täglich Müll entsorgt.

Danach rollt der Konvoi an in Richtung Fährhafen. Beinahe wäre es da zu einem kleinen „Unglück“ gekommen als Steven in die falsche Fahrbahn eingebogen wäre. Das wäre mit Sicherheit eine tolle Ansage im Radio gewesen:

Radio: Wichtige Information an Reisende auf der Strasse von Iskenderun in Richtung Pirinçlik: Ihnen kommen drei Falschfahrer entgegen.

Indy: Wie nur „drei“??? Hunderte! 😉

Zum Glück haben wir’s noch rechtzeitig genug bemerkt.

Bald schon treffen wir auf ein anderes Rallye-Team. Eigentlich müssten es ja bereits von Istanbul und Ankara her besser wissen, dennoch hängen wir uns an ihre Fersen. Das war ein Fehler. Wir fahren dreimal im Kreis. Dreimal dieselbe Strasse hoch und runter. Dreimal nerven wir die Anlieger durch Hupen, sinnfreie Lautsprecherdurchsagen und – natürlich – Indy’s Sirene. Bis uns irgenwann das Verbotsschild am Strassenrand auffällt: Hupen verboten. Hoppla, das gilt dann wohl ja auch für alles andere ebenfalls.

„Bubi spiele, Bubi gsund“, sagt dazu der Schweizer 😉

An der Einfahrt zu Terminal B schliesslich sehen wir schliesslich eine Tross anderer Rallye-Fahrzeuge. In der Hektik verpassen wir prompt die Einfahrt. Das ganze zurück und dann gilt es sich einordnen in dem Chaoshaufen.

Erstmal läuft nicht viel, es ist Warten angesagt. Rund um uns herum machen es sich die Leute gemütlich, Campingstühle werden hervorgekramt, hie und da wir sogar gekockt. Wir gesellen uns zu Team 31 und sorgen für das ultimative Shisha-Rauch-Erlebnis.

Während sich Emanuel in Schläfchen gonnt, turnt Steven auf einem Hafenkram herum und sorgt für spektakuläre Fotos. Reto versucht sich am neuen Gaskocher um Kaffee zu kochen, währenddessen erstellt Gianpaolo mal eben ein Filmchen über unseren verlorenen Tankdeckel.

Zum ersten mal nach 16 Tagen kommt auch unser 12v-Lade-Adapter für das MacBook zum Einsatz. Wieder so ein Teil, dass doch plötzlich nütlich wurde, auch wenn uns im Vorfeld der Reise von verschiedenen Seiten Dinge zugetragen wurden wie „Wozu braucht ihr den ganzen Kram“. Gell, Sonya 😉

Es ist schon Mittag durch als etwas Leben in die Sache kommt, rasch sind die Habseligkeiten verstaut und schon drängen sich die Fahrzeuge dicht and dicht in die Verladezone. Die Befahrer werden aus den Autos komplimentiert und müssen draussen warten. Drinnen werden die Autos säuberlich aufkoloniert und warten auf …. ja, auf was eigentlich?

Wir warten gut zwei Stunden draussen bis wir uns mit unseren Kollegen darauf verständigen, erstmal wieder ins Hotel zurückzukehren. Die Rückfahrt zum Hotel im Taxi gestaltet sich äusserst abenteuerlich. Der Taxi-Fahrer beachtet rote Ampeln offensichtlich als tentativ. Er drängelt auf die rechte Spur um sich an wartenden Fahrzeugen vorbeizuquetschen, biegt rechts ab um in einem waghalsigen U-Turn in die Gegenspur zu wechseln um dann erneut wieder rechts abzubiegen. Wir befinden uns nun wieder auf der Strasse, von wo wir gekommen sind. Das Manöver hat 30 Sekunden gedauert, scheint uns aber eine längere Wartezeit an der Ampel erspart zu haben.
Die Polizei, welche am Strassenrand steht und Radarkontrollen durchführt, wird gefliessentlich ignoriert. Die Tempolimite von 50 innerseits scheint jedenfalls auch nur rein empfehlenden Charakter zu haben. Von voller Konzentration beim Fahren darf denn auch nicht die Rede sein: Er tippt und tappt auf seinem Handy rum, telefoniert viermal, aber er schafft es geschickt jeder beinahe-Kollision geschickt auszuweichen.
Wir werden selbst von links und von rechts, von oben und von unten überholt, da wird gehupt und gedrängelt, aber irgendwie scheint das System hier so zu funktionieren. Von „Via Sicura“ (Ein Massnahmenpaket zur Erhöhung der Verkehrssicherheit in der Schweiz) haben die hier jedenfalls noch nie etwas gehört… 😉

Währenddessen tut sich im Fährhafen erstmal nicht viel. Steven beschallt mit Hilfe seiner Bose-Lautsprecher die Umgebung mit Michael Mittermeier, was für erheiternde Unterhaltung sorgt und die Wartezeit verkürzt.

Die meiste Zeit war wirklich nur eines angesagt: Warten, warten und nochmal Warten.Nebenbei wurden einige Teams mit Spaghetti verköstigt und punkt Mitternacht kam Bewegung in die Sache: Die ersten Autos wurden verladen!
Wir haben uns gerade reingequetscht und waren Punkt 01:00 Uhr fertig und konnten uns auf den Heimweg ins Hotel machen. Das ist einfacher gesagt als getan: Es gibt niemanden, der dort vorbeifährt. Die Verzweiflung wuchs, niemand konnte uns helfen geschweige ein Taxi organisieren.

Plötzlich taucht am Horizont ein Taxi auf und Steven hechtet in purer James Bond Manier auf die Strasse. Doch blöd: Wir waren zu sechst (3 x Team 36 + 3 x Team 31) und das kleine Taxi hatte nur Platz für Drei. Aber wir wären ja keine Abenteurer, hätte uns der Türkische Taxifahrer nicht alle in sein kleines Auto gequetscht. Es war sehr kuschelig und eng für über die nächsten 8 Km – es gab nur lautes Gelächter und schmerzende Schreie (ja, jede Bodenwelle und jedes Schlagloch tat weh… und es waren einige).

Aber um 01:33 Uhr sind auch die Nachzügler zufrieden und kaputt ins Bett gefallen.

Zu der Zeit lagen die übrigen drei Raiders, Jens, Fran und Gianpaolo, die den Abend im angrenzenden Restaurant bei einem wundervollen Sonnenuntergangspanorama und einem leckeren Essen verbracht haben – bereits einige Zeit friedlich in ihren Kojen 😉

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