Tourtagebuch Tag 17 – Von Haifa zum Toten Meer

Tag 17 unserer Reise führt uns von Haifa über Nazareth zum Toten Meer.

07:15 Uhr: Der Wecker geht.
07:30 Uhr: Der Wecker geht.
07:45 Uhr: Der Wecker geht.
08:15 Uhr: Das Taxi steht.
08:30 Uhr: Fran fehlt.
08:45 Uhr: Wir sind am Drop-Off Punkt beim Hafen in Haifa. Wir warten auf den Reisebus, der uns zur Fähre bringen sollte.
09:00 Uhr: Vom Reisebus weit und breit keine Spur.
09:15 Uhr: Da nicht absehbar ist, dass sich noch ein Reisebus blicken lässt, machen wir uns zu Fuss auf den Weg zum Hafen.
09:45 Uhr: Wir treffen am Hafen ein und passieren eine erste Passkontrolle.
10:15 Uhr: Zwei Reisebusse treffen ein, die uns aufgabeln und zur Fähre bringen. Dort setzen wir uns in unsere schmerzlich vermissten Autos.
10:30 Uhr: Steven und Gianpaolo ziehen sich eine Episode 24 rein. Reto und Jens befestigen einen Luftballon an ihrer Antenne. Emanuel und Fran trinken Kaffe, woher auch immer sie diesen hatten.
11:15 Uhr: Wir dürfen endlich von der Fähre auf den Hafenplatz runterfahren. Dort stehen wir in der prallen Sonne. Wir müssen unsere Pässe, Versicherungskarten und Führerscheine vorlegen und erhalten die Fahrbewilligung und das Roadbook für Israel. Die Autos werden nochmal von einem Zollbeamten kurz inspiziert.
11:30 Uhr: Wir verlassen den Parkplatz und passieren eine erneute Passkontrolle. Anschliessend werden wir zur Ausfahrt eskortiert und verlassen das Hafengelände. Jetzt kann es endlich losgehen …

Gemäss den Anweisungen im Roadbook fahren wir unter der Führung von Jens und Reto aka „Shorty“ los, unter einer Unterführung durch und nehmen die mittlere von vier (!) Spuren.
Weiter geht’s geradeaus über die Kreuzung. Ergebnis: Wir verfahren uns zum ersten Mal, kaum dass wir die ersten 1000 Meter hinter uns gebracht haben.

Zurück auf Start, es ist 11:45 Uhr. Doch statt nach dem U-Turn geradeaus über die Kreuzung zurück zur Haufenausfahrt geht’s scharf rechts, an einer Stelle, wo rechts Abbiegen eigentlich verboten ist. Weiter geht’s in einem abrupten Manöver an den rechten Strassenrand. Wir werden zum ersten, zweiten, und nicht letzten Mal heute aufs heftigste ausgehupt.

12:05 Uhr: Wir befinden uns wieder auf Kurs, doch nach 1.5 Kilometern der erneute Schock: Wir haben uns schon wieder verfahren! Rechts ran, Leute fragen. Es folgt ein weiterer U-Turn, nachte, wir erneut rechts ran müssen um nach dem Weg zu fragen. Kaum dass wir im Kreisel sind, nehmen wir prompt die falsche Ausfahrt. Das fällt wiederum zu spät auf, Ergebnis, wieder ein U-Turn.

Zurück am Kreisel nehmen wir die richtige Ausfahrt, doch schon geht’s wieder rechts ran um Leute zu fragen.

Es stellt sich die ernsthafte Frage, ob dies Teil eines grösseren Plans ist. Eigentlich sind die Anweisungen im Roadbook ja nicht so schwer zu entziffern, oder nicht?
Zu diesem Zeitpunkt entsteht die Tracking-Liste zur Dokumentation aller „Verfehlungen“ diesen Tages.

Um 12:17 Uhr geschieht es schliesslich: „Shorty“ verliert den Luftballon, der an der Antenne befestigt war.

Unzählige U-Turns, Falschverzweigungen und unter häufigem Aushupen später erreichen wir unser Ziel, die Bahà’i Gardens, gegen 12:25 Uhr um dort unser Foto gemäss Roadbook-Aufgabe zu machen. Gratulation: Für den reinen Fahrweg von 5-10 Minuten haben wir 40 Minuten benötigt.

Wir geniessen einen Augenblick das eindrückliche Panorama oberhalb von Haifa und die Farbenpracht in den Gärten, dann machen wir uns wieder auf den Weg.

Um 12:50 Uhr stellen wir fest: Wir sollten um 14:30 Uhr am Zwischenziel rund 200 Kilometer entfernt vom aktuellen Standort sein. Schallendes Gelächter dröhnt durch „Indy“.

Um 13:45 Uhr stellt Steven fest, dass wir schon lange keine Rallye-Fahrzeuge mehr gesehen haben. Es sind immer noch mindestens 150 Kilometer zum Ziel.

13:55 Uhr: Per Funkt kommt die Durchsage, dass wir bei einem „Stein“ noch eine Foto-Aufgabe erfüllen müssen. Was für ein „Stein“? Ach der, an dem wir gerade vorbei gerauscht sind? U-Turn, zurück, Foto schiessen, zurück auf die Strasse und weiter. Wir passieren ein weiteres Mal dieselbe Stelle dreimal hintereinander.

14:25 Uhr: Wir fahren in Nazareth ein und landen im Stau. Vielmehr als Stau, Abgase und wütendes Gehupe kriegen wir leider nicht mit. Aus dem Spaziergang in der Altstadt wird leider nichts. Das kostet uns gut 30 Minuten. Den Zeitpunkt für das Treffen am Zwischenziel können wir knicken.

15:10 Uhr: Wir treffen auf Team 57, denen wir unauffällig folgen. Zeitweise sind auch die Teams 22 und 83 mit dabei, doch irgendwann trennen sich die Wege wieder.

15:30 Uhr: Wir überqueren die Grenze zum Westjordanland. Weiter führt uns der Weg an Jericho vorbei an die Grenze zu Jordanien im Norden des Toten Meeres. Dort treffen wir auf das Gros der übrigen Rallye-Teams und fahren im Konvoi geschlossen durch die Wüstenlandschaft der Grenzzone bis ans Tote Meer. Dort nehmen wir uns ausgiebig Zeit für ein paar Fotos und einen kurzen Spaziergang durch die beeindruckende Wüstenlandschaft. Einzig der Gedanke, dass wir uns inmitten von Minenfeldern befindet, hinterlässt ein etwas mulmiges Gefühl.
Jens verpennt den Grossteil dieses Abenteuers. Immerhin bekommt er noch mit, wie ein Auto von Team 55 von einem Offroader aus dem Sand gezogen werden muss, nachdem sie hoffnungslos festgefahren hatten.

Um 20:00 Uhr fahren wir schliesslich im Fahrerlager Kalla Beach einfahren und unsere Fahrzeuge platzieren. Im Restaurant gönnen wir uns ein Abendessen. Nun gut, seien wir ehrlich, wir haben auf dieser Reise schon besser gegessen. Den Abend lassen wir in der Bar bei einem Feierabendbier und einer Shisha ausklingen, während wir uns endlich die Zeit nehmen, die vielen Postkarten an unsere Familien, Freunde, Sponsoren und Unterstützer zu schreiben.

Statistik des Grauens vom 19. Mai 2014 (Reinschrift, Beweisdokument in der Fotogalerie, Angaben bezogen auf das Führungsfahrzeug):

Leute nach dem Weg fragen: 5
Hoffnungslos verfahren: 6
U-Turns: 7
Anhalten am Strassenrand: 8
Wütend ausgehupt werden: 11
Innerorts zu langsam (unter 50 km/h) unterwegs: 16
Unnötiger Spurwechsel: 6
Unnötiges Blinken: 7
Kein Blinken: 13
Kein Licht: 2
Gleiche Stelle passiert: 7
Kurzfristige, nicht angekündigte Richtungsänderung: 9
Vollbremsung wegen übersehener, da nicht per Funk gemeldeter Bodenschwelle: 1
Luftballons verloren: 1
Navigatorische Fähigkeiten des Führungsteams: 0 😉

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