Tortourtagebuch Tag 5 – Durch Serbien, Bulgarien und die Türkei

Nach einer viel zu kurzen Nacht und gerademal dreieinhalb Stunden Schlaf geht’s nach einem kurzen Frühstück im Hotel um 08:15 Uhr wieder auf die Piste. Es sind eher ereignislose Stunden, die uns durch die schöne Bergwelt von Serbien führen. Wegen dem Druck rechtzeitig in Istanbul einzutreffen haben wir aber kaum Zeit dafür.

Erst um 10:45 Uhr finden wir vor Pirot Zeit für eine Zwangspause, bedingt durch eine Grossbaustelle. Offenbar lässt man dort den Verkehr nur alle paar Stunden wechselsweise passieren. Wir haben aber Glück und schon 20 Minuten später rollt der Verkehr wieder. Zur Mittagszeit machen wir Rast in Pirot und essen eine Kleinigkeit.

Eine gute Stunde später, um ein Uhr Mittags, stehen wir am Grenzübergang zu Bulgarien bei Dimitrovgrad.

In Bulgarien stellt sich erstmal das Problem, dass wir noch Kartenmaterial organsieren müssen. Da Bulgarien ursprünglich nicht auf unserer Reiseliste stand, haben wir natürlich auch keine Karten dafür dabei. Dieses Problem lässt sich aber schnell lösen, und so finden wir uns kurze Zeit später neben einer Tankstelle, mit Karten auf unseren Motorhauben ausgebreitet, wieder. Bei der Gelegenheit fällt uns auf, dass zumindest die Uhrzeit auf den Mobiltelefonen eine Stunde weiter ist, es ist nämlich plötzlich zwei Uhr Nachmittags!

Des Rätsels Lösung: Bei der Grenzüberquerung haben wir zugleich auch eine neue Zeitzone passiert. Wunderbar, damit „fehlt“ uns eine wertvolle Stunde auf dem Weg nach Istanbul 🙁

In Bulgarien sehen wir uns ohnehin mit einem grösseren Problem konfrontiert. In einem Infomail vom Rallye-OK stand nämlich folgendes:

Die Hauptdurchgangsstrecken in Bulgarien sind mautpflichtig, auch wenn sie manchmal nicht autobahnmäßig ausgebaut sind. Da ist es klar, dass es sich um MAUT Straßen handelt, die von Rallyeteilnehmern nicht benutzt werden dürfen.  
Wenn Autobahnen ausnahmsweise genutzt werden dürfen, steht das im Roadbook!
Das kurze Stück Autobahn zwischen Dimitrovgrad und Dragoman darf benutzt werden. Das sind 300 Meter (der Umweg dauert einen halben Tag! —Gell wir sind doch nett!) Die Vermeidung des Autobahnrings um Sofia ist ist PFLICHT!!! und laut Det schon fies genug!

Nun, da wir eben diesen Übergang gewählt haben und die direkte Weiterfahrt nach Sofia auf dieser Strecke wohl eben eine dieser Maut-Strecken umfasst, mussten wir wohl oder übel einen Umweg machen. Zu Beginn schien das ja kein besonderes Problem, verlief die Nebenstrasse parallel zur zweispurigen Schnellstrasse. Doch schon nach wenigen Kilometern mutierte diese Strasse, welche im übrigen gepflaster war, zu einer Bewährungsprobe: Schlagloch reihte sich an Schlagloch und bremste unser Vorankommen deutlich aus.

Um 17:00 Uhr erreichen wir schliesslich Sofia und fahren – wie verlangt – quer durch die Stadt. Autobahnen darf man ja nicht nutzen ;-)Nachdem wir gefühlt vierzigmal im Kreis gefahren sind, uns im dichten Innenstadtverkehr mehrfach verloren haben, angehupt und abgedrängt wurden, finden wir schliesslich die Strasse, die uns aus der Stadt herausführt.

Nach Sofia fahren wir eine zeitlang wieder parallel zu einer Schnellstrasse auf einer Nebenstrasse Richtung Ihtiman. Die Nebenstrasse mutiert schon bald zu einer Holperpiste, der Asphalt ist übersäht von Schlaglöchern und wir kommen gerademal im Schritttempo voran.

Es schien zwar so, dass hier in der Vergangenheit zumindest Vorbereitungsarbeiten für Reparaturen gemacht wurden, doch hat man hier wohl irgenwann aufgegeben. Die schlimmsten Schlaglöcher wurden mal ausgefräst damit man den Belag erneuern könnte, doch ist das wohl schon mehrere Jahre her, denn mittlerweile sind hier bereits wieder neue Löcher in ebendiesen Stellen entstanden. Erstmals wird Begriff „Patchwork-Strassen“ geprägt 😉

Unser Fazit zu Bulgarien: Zumindest die Nebenstrassen sind in sehr schlechtem Zustand.

Um Mitternacht nähern wir im südwesten der Grenzregion zwischen Bulgarien, Griechenland und der Türkei. Ursprünglich hatten wir vorgesehen, dass wir einen Abstecher nach Griechenland machen würden, was wir aber aus zeitlichen Gründen dann doch gestrichen haben.

Stattdessen haben wir eine mitternächtliche Pause eingelegt und uns eine warme Suppe gekocht. Das hat wirklich gutgetan und die Stimmung wieder aufgehellt. Man merkt dass dieses Durchrösten quer durch den Balkan gepaart mit zu wenig Schlaf an die Substanz geht.

Kurz darauf geht’s weiter Richtung Grenze. Wir erreichen diese gegen 01:00 Uhr morgens und verbringen dort geschlagene 90 Minuten in der Abfertigung. Die Wartezeit verläuft ereignislos, abgesehen von dem Deutschen mit seinem Wohnmobil vor uns, der allem nach auf die Ungnade der Grenzer gestossen ist. Wir senden Stossgebete gen Himmel, dass uns nicht das Gleiche weiterfährt. Immerhin finden wir in dieser Zeit endlich die Namen für unsere beiden „Hula-Ladies“ auf dem Armaturenbrett von Team-Fahrzeug „Indy“: Lulu und Lola.

Ok, man dürfte erwarten, dass wir zu kreativerem fähig sein sollten. Aber hey, es war schon spät und wir waren alle müde! 😉

Nachdem wir die Grenze ohne Zwischenfälle — gell Steven 😉 — passiert haben, fahren wir direkt bis nach Istanbul durch.

Wir erreichen die Vororte von Istanbul gegen 05:00 Uhr morgens und treffen, nachdem wir drei- oder viermal die richtige Verzweigung verpasst haben, um 06:20 auf dem Platz vor der blauen Moschee ein. Während wir die Zelte aufbauen, kriegen wir von den ersten Frühaufstehern von Team 31 mit, dass sich die Pläne in Istanbul geändert haben und der Zeitplan vorverlegt wurde.

So wird der Weltrekordversuch, welcher auf 11:00 Uhr angesetzt war, schon um 08:00 Uhr stattfinden. Wir nehmen dies zur Kenntnis und fallen todmüde in unseren Kojen bzw. Schlafsäcke.

Zurückgelegte Tageskilometer: 875, gefahrene Stunden: fast 20 am Stück.

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